Wir (Stefanie Bunn, Grafikerin und Kalligrafin an der Johannes-Gutenberg-Schule Stuttgart, und Anne Weiß, Studiengangsleiterin des internationalen Studiengangs WAREM - Water Resources Engineering and Management, Universität Stuttgart), hatten dank ERASMUS+ Staff mobility die Gelegenheit zwei Wochen in Island zu verbringen, um ein seit 2019 geplantes Projekt endlich zu realisieren.
Unsere Motivation
Wissenschaft sollte immer eine ganzheitliche Betrachtung der Dinge beinhalten. Deshalb war unsere Motivation in erster Linie, Wasser nicht nur von einem wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten, sondern auch unter künstlerischen und soziohydrologischen Aspekten. Wir wollten Wasser begreifen: In Museen, wie z.B. in Perlan, dem ehemaligen Warmwasserspeicher in Reykjavík, der „Library of Water“ in Stykkisholmur, (eine Installation der großartigen Künstlerin Roni Horn), auf Wasserkraftanlagen, in der Natur, über, auf und unter der Landoberfläche, in all seinen Aggregatszuständen, seiner Interaktion mit der Umwelt, einschließlich seiner Beziehungen zu Menschen und umgekehrt. Auch Kontakte und Besuche bei Firmen, die sich um das Wasser in Island kümmern, waren eingeplant.
Wasser im künstlerischen Ansatz
Alle Wassererscheinungen fassten wir in Alliterationen zusammen, die manchmal sinnig und manchmal auch unsinnig waren.
Beispiele:
- Erhabene Eishöhlen entwickeln einzigartige Eigenschaften
- Glänzend gleiten geheimnisvolle Gletscher, Geysire gelangen galant geradewegs gen Gestirne
- Feuchte fördert flächendeckend Flechten
Zu jedem „Wasserwort“ der Alliterationen gibt es eine Erklärung, die sich einerseits auf Fakten beruft, andererseits aber auch unsere Eindrücke und Erfahrungen widerspiegelt sowie Informationen wiedergeben, die wir in Gesprächen erfuhren. Aus all diesen Teilen soll und wird ein Buch entstehen.
Begegnungen und Austausch mit Firmen
Zu erwähnen sind hier vor allem die Mitarbeiter der Firma VERKIS. Hörn Hrafnsdottir, Egill Viðarssonun und 'Sigurður Grétar Sigmarsson. Sie waren die ERASMUS + Unterschriftengeber und gaben uns weitere wertvolle Kontakte.
VERKIS ist eines der führenden Consulting Ingenieurbüros hinsichtlich Geothermik und bietet Unterstützung und u.a. Beratung bei Projektvorbereitung und -planung, Bauplanung, einschließlich Kraftwerke, Verkehrsbauten, Wohngebäude, Industriegebäude und Dienstleistungseinrichtungen, Sicherheits-, Umwelt- und Gesundheitsberatung.
Ein weiterer Besuch galt der Firma Landsvirkun, dem nationalen Stromversorgungsunternehmen Islands. Es betreibt 18 Kraftwerke, die sich auf fünf Hauptbetriebsbereiche konzentrieren. Ihr Schwerpunkt liegt auf einer umweltfreundlichen Vision und besonderer Dank gilt hier Helen Garðarsdóttir
Last but not least besuchten wir die Firma Veitur. Veitur ist das größte Versorgungsunternehmen Islands, dessen Aufgaben die Gewährleistung eines Zugangs zu Warmwasserversorgung, Strom, Wasser und Abwassersystemen sind.
Ein Schwerpunkt liegt auf dem strikten Schutz der natürlichen Ressourcen, um sicherzustellen, dass der Großteil der Bevölkerung mit sauberem und unbehandeltem Trinkwasser versorgt wird. Das Wasser wird aus zahlreichen Quellen gewonnen. Eine davon war der Gwendarbrunnen, heute ein Wasserschutzgebiet, die älteste Wasserversorgung Reykjaviks, die erst Wasserversorgung, in der nordischen Region, die nach ISO 9001 zertifiziert wurde. Sie wurde uns von Sverrir Guðmundsson und Hafsteinn Bjorgvinsson erklärt und nahegebracht.
Virtuelle Begegnung und Auseinandersetzung mit der amerikanischen Künstlerin Roni Horn
Als dritten Teil unserer Reise möchte ich noch die Künstlerin Roni Horn erwähnen. Wir sind ihr zwar nur auf YouTube begegnet, wo wir ihren Essays gelauscht haben, u.a. „Saying Water“ und „Weather Reports you“. Dennoch hat sie uns auf unserer Suche nach der Quintessenz des Wassers inspiriert und motiviert.
Roni Horn ist eine amerikanische Künstlerin, die einst als junge Kunststudentin ein Reisestipendium für Island bekam und sich dann, infiziert von dem Virus der Großartigkeit des Landes, dort niedergelassen und sich jahrelang mit dem Thema Wasser auseinandergesetzt hat. Eine ihrer Installationen, die den Geist Islands durch Wasser, Wetter und Worte einfangen soll, ist in der „Library of Water“ in Stykkisholmur zu finden. In durchsichtigen, vom Boden bis zur Decke reichenden Zylindern wird Schmelzwasser verschiedener Gletscher aufbewahrt.
Da der mineralische und chemische Gehalt der Gletscherschmelze von Gletscher zu Gletscher unterschiedlich ist, hat jedes der überdimensionalen Fläschchen im Grunde einen ganz bestimmten Teil des Landes für die Nachwelt und schließlich für das historische Interesse festgehalten. Die Bibliothek des Wassers hat bereits begonnen, einen konservatorischen Zweck zu erfüllen, da sie das Schmelzwasser des inzwischen verschwundenen Ok-Gletschers enthält.
In dem Essay „Saying water“ schildert Horn Assoziationen zum Wasser und erklärt, „wie sich Wasser uns zeigt, wer wir sind. Wie es doppeldeutig ist. Und wie es uns erweitert. Wie es eine dunkle Flüssigkeit sein kann, die uns verschwinden lässt. Wie es ein sanfter Zugang zum Nichtsein ist. Wenn du vom Wasser sprichst, sprichst du dann von dir selbst oder vom Wetter?", fragt Horn. …. Wenn man über Wasser nachdenkt, denkt man an die Zukunft.“
(Aufgezeichnet auf dem Two days art-festival im Louisiana Museum of Modern Art im Mai 2012)
Abschließende Bemerkungen
Wir waren mit einem Auto unterwegs, haben eine Woche in Hostels übernachtet, eine Woche in einer Ferienwohnung in the „middle of nowhere“ mit Selbstversorgung gelebt und gearbeitet. So sparsam wie in Island möglich.
Diese Reise war nicht nur ein außergewöhnliches Naturerlebnis, es entstanden auch wertvolle Kontakte zu isländischen Wasserfirmen und Wissenschaftler*innen.
Dieser Bericht schließt mit einem der vielen eindringlichen Zitate der Künstlerin Roni Horn
Wenn ich das Wasser betrachte, werde ich vom Schwindel der Bedeutung befallen.
Ein Erfahrungsbericht von Anne Weiß, Studiengangsleiterin des internationalen Studiengangs WAREM - Water Resources Engineering an Management, Universität Stuttgart.